Die himmlischen Boten und ihre irdischen Geschwister – Die weltberühmte Figurenwelt der Firma Wendt & Kühn
Sonderausstellung des Weihnachtshaus Husum vom 2. April 2009 bis zum 27. September 2009
Die Sonderausstellung über die Figurenwelt der Firma Wendt & Kühn zeigte sowohl historische Liebhaberschätze als auch Figuren aus der aktuellen Produktion. Große und kleine Engel, Kinder und Tiere scharten sich bis zum Herbst in den Räumen des Museums. Die Herstellungsprozesse, die sich in den vergangenen knapp 100 Jahren kaum verändert haben, wurden anschaulich erklärt. Ein Blick in die Geschichte der Firma Wendt & Kühn verriet mehr über die geheimnisvolle Anziehungskraft der Figuren.
Impressionen der Sonderausstellung
Firmengeschichte Wendt & Kühn
1915 | Am 1. Oktober Gründung der Offenen Handelsgesellschaft «M. Wendt & M. Kühn». Zu den ersten Erzeugnissen gehören Lichterengel, Truhen, gedrechselte Dosen und Leuchter. |
1916 | Beteiligung an der Leipziger Messe. |
1917 | Umzug der Firma in das alte Fachwerkhaus an der Chemnitzer Straße. |
1919 | Grete Wendts Bruder Johannes übernimmt die kaufmännische Leitung der Firma und wird zugleich Mitinhaber der «Wendt & Kühn OHG», Entwurf des Firmenzeichens von Frau Prof. Junge/Dresden. |
1920 | Eintragung des Firmenzeichens beim Reichspatentamt. Als Absolventin der Dresdner Kunstgewerbeakademie kommt Olly Sommer Grünhainichen. Sie wird später Johannes Wendts Ehefrau und an der Seite von Grete Wendt eine einflussreichen Gestalterin. Margarete Kühn scheidet nach ihrer Hochzeit aus dem Unternehmen aus. |
1923 | Margarete Wendt entwirft die ersten Engelmusikanten. |
1924/25 | Das neue Werkstattgebäude wird bezogen und es erscheint der erste Firmenkatalog. Deutlich wird als Sortiment von figürlichen Entwürfen geprägt. |
1930 | Zweiter Firmenkatalog; neben zahlreichen Figuren sind auch viele Spieldosen und Kinderzimmeruhren im Sortiment. |
1933/34 | Die Kollektion umfasst bereits 800 Entwürfe. Ein Nachtrag zum Firmenkatalog von 1930 wird herausgegeben. |
1936 | Das neu erbaute Werkstattgebäude kann am 1. Oktober bezogen werden. |
1937 | Wendt & Kühn wird für die Pariser Weltausstellung nominiert und erhält für den «Engelberg mit Madonna» den GRAND PRIX und eine Goldmedaille. |
1940 | 25-jähriges Firmenjubiläum; Warenknappheit und Rohstoffschwierigkeiten als Folge des Kriegsausbruchs. Eine direkte Beteiligung an der Rüstungsproduktion kann abgewendet werden und die Modellfertigung für die Offiziersschulen erhält die Produktion aufrecht. |
1945 | Johannes Wendt wird in die Sowjetunion verschleppt und verstirbt dort im Dezember in einem Internierungslager. |
1946 | 50% der Firma werden aufgrund des Volksentscheides in Sachsen enteignet. Margarete Wendt legt dagegen Widerspruch ein und ihr wird der Rückkauf des enteigneten Firmenanteils eingeräumt. |
1947 | Rückkauf des verstaatlichten Firmenanteils. Das Sortiment wird erweitert, 85 Mitarbeiter arbeiten in der Manufaktur. Wendt & Kühn beteiligt sich an den Messen in Leipzig und Frankfurt/Main. |
1954 | Hans Wendt tritt am 1. November in die Firma ein, er übernimmt später die Leitung der Grünhainichen Werkstätten. |
1966 | Margarete Wendt wird in Leipzig für ihre 100. Teilnahme an der Mustermesse geehrt, auf der sie seit 1916 ausstellt. |
1972 | Zwangsweise Verstaatlichung und Umbenennung in «VEB Werk-Kunst Grünhainichen» – die Initialen «W-K» bleiben bestehen. Hans Wendt kann als Betriebsdirektor den Charakter der Manufaktur erhalten. Margarete Wendt scheidet aus der Firma aus. |
1979 | Margarete Wendt verstirbt 95-jährig in Grünhainichen. |
1990 | Reprivatisierung am 1. Juli. Hans Wendt sorgt als geschäftsführender Komplementär für den erfolgreichen Neubeginn der «Wendt & Kühn KG». |
1991 | Olly Wendt verstirbt 95-jährig in Grünhainichen. |
1991-94 | Umfangreiche Modernisierung von Fertigung und Verwaltung sowie Neubau einer Holzlager- und Holztrocknungshalle. |
1995/96 | Rekonstruktion des Produktionsgebäudes aus dem Jahre 1936 und Produktionsneubau. |
1997 | Aufwändige Rekonstruktion des denkmalgeschützten Fachwerkhauses als Verwaltungsgebäude und Einrichtung einer Verkaufsausstellung. Tobias Wendt tritt in die Firma ein. |
1998 | Umfangreiche Erweiterung des 1924 erbauten Produktionsgebäudes. |
2000 | 85-jähriges Gründungsjubiläum der traditionsreichen Werkstätten Wendt & Kühn und Einweihung eines neuen Produktionsgebäudes. |
2001 | Am 31. Dezember überträgt Hans Wendt die Leitung des familiengeführten Unternehmens seinem Sohn Tobias. |
2002/03 | Gebäudekauf in Seiffen und Umbau in die über 200 qm große Verkaufsgalerie «Figurenwelt Seiffen», die im Oktober eröffnet wird. |
2008 | 85 Jahre Engelmusikanten. Im Husum Verlag erscheint “Die weltberühmten Engel aus Grünhainichen – Himmlische Boten aus dem Erzgebirge” aus der Feder des bekannten Erzgebirgsautors Ehrhardt Heinold. Parallel zum Erscheinen des Buches läuft eine gleichnamige Ausstellung im Altonaer Museum in Hamburg. Hans Wendt verstirbt in Grünhainichen. |
2009 | Sigrid Wendt, die Zwillingsschwester von Hans Wendt, verstirbt in New York. |
2010 | Zum 31.12.2010 verlässt Tobias Wendt das Unternehmen. Die Firma wird von seinen Geschwistern Claudia Baer (geb. Wendt) und Dr. Florian Wendt als geschäftsführende Gesellschafter weitergeführt. |
2013 | Das neue Vertriebskonzept “Autorisierter Wendt- und Kühn”-Fachhändler wird eingeführt. Es ist mit der Verleihung eines Signets verbunden. |
2015 | 100 Jahre Wendt & Kühn. Das Museum für Sächsische Volkskunst im Jägerhof (Dresden) zeigt aus diesem Anlass eine umfassende Ausstellung. Das Unternehmen eröffnet in Grünhainichen eine “Erlebniswelt”. Auf 270 qm im Erdgeschoss des historischen Fachwerkhauses, in dem die Firma seit der Gründung ihren Sitz hat, wird nicht nur Holzkunst verkauft, sondern der Weg der Produkte vom Wald bis zur Vitrine dargestellt. |
2016 | Seit 2013 sind 750 Fachhändler autorisiert worden. Die Edition “Klangfarbe Weiß” erringt im Wettbewerb “Manufakturprodukt des Jahres” den dritten Platz und wird mit einem Sonderpreis in der Kategorie “Design” ausgezeichnet. |
Das Buch zur Ausstellung
Ehrhardt Heinold,
Himmlische Boten aus dem Erzgebirge
Die weltberühmten Engel von Wendt & Kühn
4. Aufl. 2016, 142 Seiten, zahlr. farb. Abb., geb.
Euro 19,95
ISBN 978-3-89876-408-7
Husum Verlag
Alix Paulsen,
Lasst Engel musizieren
Die zauberhafte Figurenwelt von Wendt & Kühn
96 Seiten, zahlreiche farbige Abbildungen, broschiert
Format 21 x 20 cm
Euro 17,95
ISBN 978-3-96717-141-9
Husum Verlag